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Erfahrungsbericht von Ana-Maria Gorbatkova

Autorenbild: CopernicusBerlinCopernicusBerlin

Sommersemester 2019


đŸ“·Es fĂ€llt mir ein bisschen schwer, den Abschlussbericht zu schreiben. Jetzt denke ich an mein halbes Studienjahr in Berlin. Ich habe so viele schöne und auch schlechte Erinnerungen. Tausende GefĂŒhle sind in meinem Kopf und ich weiß nicht mehr, was ich schreiben soll. Am Anfang wollte ich ĂŒber einen zauberhaften Aufenthalt erzĂ€hlen. Aber letztendlich habe ich beschlossen, einen Wegweiser fĂŒr die kĂŒnftigen StipendiatInnen zu verfassen, damit ihr Leben in Deutschland ein bisschen leichter wird.

Mit Hilfe von COPERNICUS BERLIN habe ich mein Ziel verwirklicht. Ich hatte immer vor, in Deutschland zu studieren. DafĂŒr habe ich mich ĂŒber viele Stipendien erkundigt. Aber am meisten hat mich Copernicus Stipendium fasziniert. Meine Deutschprofessorin hat mir Vertrauen geschenkt, dass ich gute Chancen fĂŒr die Auswahl habe. Am 2. Mai 2018 habe ich mich entschieden, eine Copernicanerin im SoSe 2019 zu werden. Dabei hat die PrĂ€sentation von Davit an meiner HeimatuniversitĂ€t eine riesige Rolle gespielt. Er hat ĂŒber das Stipendium berichtet und ich habe sofort wahrgenommen, dass ich eine passende Kandidatin fĂŒr das Copernicus Stipendium war. Ich wollte so sehr Stipendiatin werden, dass ich schon wusste, ich werde ab April in Berlin wohnen und an der Humboldt UniversitĂ€t Berlin studieren. So habe ich mir zum Ziel gesetzt, ein Teil von der Copernicus-Familie zu werden, und wurde schließlich auch ausgewĂ€hlt. Im Sommer habe ich zahlreiche Unterlagen vorbereitet: Schul- und UniversitĂ€tszeugnisse, Nachweis fĂŒr die Deutschkenntnisse, Motivationsschreiben, handgeschriebener Familienbrief (den ich zum 100. Mal ohne Tippfehler geschrieben habe) und ein Schreiben ĂŒber das ehrenamtliche Engagement. Am 10. Oktober wurde ich informiert, dass mich ein kĂŒnftiges Abenteuer in Berlin erwartet.

Ich dachte, dass mein Copernicus-Leben erst am 1. April anfangen sollte. Aber damit habe ich schon im Oktober begonnen. Ich sollte Dokumente fĂŒr das Visum einreichen und schon im Februar/MĂ€rz erste Schritte fĂŒr das Praktikum und den LĂ€nderabend machen. Diese kleine, aber auch harte Phase habe ich ĂŒberwunden und bin schon am 1. April in Berlin angekommen.

Am kompliziertesten waren vielleicht die ersten Wochen. Ich sollte verschiedene bĂŒrokratische Aufgaben erledigen, wie zum Beispiel: Immatrikulation, Bankkontoeröffnung, etc. Ich empfehle den Stipendiaten ein Monat frĂŒher den Termin fĂŒr die Wohnungsanmeldung zu vereinbaren. So werden sie nicht mehr in einer ewigen Warteschlange stehen mĂŒssen.

Am schwierigsten fand ich die Wahl der FĂ€cher. Stips, es wĂ€re besser, wenn ihr euch vor der Abreise darĂŒber informiert, in welchen Lehrveranstaltungen ihr Teilnahme- und Leistungsscheine erhalten könnt. Dabei wird euch die Agnesseite helfen. Trotz dieser Herausforderung lohnte es sich an der HU ein Semester zu studieren. Noch heute kann ich es kaum fassen, dass ich eine von den Exzellenz-UniversitĂ€ten besucht habe. Da habe ich meine Fachrichtung, Betriebswirtschaftslehre gewĂ€hlt. Schon am ersten Tag der Uni habe ich bemerkt, wie unterschiedlich das Bildungssystem zwischen Georgien und Deutschland ist. An meiner HeimatuniversitĂ€t habe ich so ein GefĂŒhl, dass ich noch die Schule besuche. Bei jedem Seminar sollte ich Theorie erzĂ€hlen, Aufgaben im Auditorium vor den Kommilitonen lösen. Sonst wĂŒrde ich keine Note bekommen. Aber das war an der HU nicht der Fall. Hier lernt man nicht nur fĂŒr die Leistungen, sondern auch fĂŒr sich selbst. Dazu möchte ich noch schreiben, dass die Vorlesungen in Georgien meistens spießig und meistens auf Theorie konzentriert sind. Deswegen habe ich sie mehrmals geschwĂ€nzt. Aber in Berlin bin ich immer um 6 Uhr morgens aufgestanden, damit ich eine Vorlesung besuchen konnte, die um 8 Uhr anfing. Diese Lernveranstaltungen waren fĂŒr mich sehr spannend, weil ich ein solches Wissen bekommen habe, das ich spĂ€ter definitiv praktisch anwenden werde. FĂŒr mich war ganz neu, dass die Seminare oft von Masterstudierenden gefĂŒhrt werden. Am meisten hat mir gefallen, dass ich an jeder Lernveranstaltung teilnehmen konnte, die mich interessiert hat. Bei der wirtschaftswissenschaftlichen FakultĂ€t braucht man nicht sich fĂŒr die Kurse einzuschreiben. Man muss sich nur fĂŒr die PrĂŒfungen anmelden.

đŸ“·Wenn ich ĂŒber das Studium spreche, muss ich auch ĂŒber das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum schreiben. Das ist eine riesige Bibliothek im Herzen von Berlin und auch mein zweites Zuhause. Da ist alles so gestaltet, dass man ruhig und entspannt lernen kann. WĂ€hrend des Semesters habe ich dort fast jeden Tag meine Zeit verbracht. Es ist oftmals sehr schwierig, einen freien Platz zu finden. Deswegen waren Maria oder ich schon um 8 Uhr morgens da. So konnte eine von uns PlĂ€tze fĂŒr uns beide reservieren.

FĂŒr StipendiatInnen von COPERNICUS BERLIN ist es Pflicht, wĂ€hrend des Semesters einen C1 Sprachkurs zu besuchen und zu bestehen. Da habe ich sehr viele schöne Phrasen gelernt. Ob sich meine Deutschkenntnisse in diesem Zeitraum verbessert haben, bin ich mir nicht sicher. Aber ich habe versucht, meinen Deutschkenntnissen den letzten Schliff zu geben. Jetzt merke ich, dass ich keine Angst mehr habe, wenn ich mit jemandem auf Deutsch rede.

đŸ“·WĂ€hrend des Stipendiums sollte ich mein Heimatland vertreten. Maria und ich haben uns entschieden, dass wir die LĂ€nderabende separat halten. Demzufolge sollte ich 30 Minuten ĂŒber ein aktuelles Problem in Georgien referieren. Ich habe als Thema das Frauenbild in Georgien gewĂ€hlt. An meinem LĂ€nderabend habe ich ĂŒber die Frauen als FĂŒhrungskraft, selektive Abtreibung, Geburtenrate und Mutterschaft in Georgien gesprochen. Das alles habe ich mit Deutschland verglichen und mit den Zuhörern lebendige Diskussion gefĂŒhrt. Wegen des Unwetters waren leider nicht so viele GĂ€ste gekommen. Aber per Livestream haben viele Menschen sich an meinem Vortrag beteiligt.

Meines Erachtens, nicht nur fĂŒr mich, sondern auch fĂŒr vielen Stipendiaten, gab es viele Herausforderungen bei der Praktikumssuche. Hinweis: Stipendiaten sollten schon vor der Abreise den Arbeitsmarkt erforschen. Dabei können die Webseiten, wie zum Beispiel Stepstone oder Monster.de hilfreich sein. Erste Bewerbungen sollten schon im ersten Monat des Auslandsaufenthaltes erstellt werden. Meiner Meinung nach habe ich den Praktikumsplatz nicht richtig gesucht. Das war ziemlich anstrengend. Aber am Ende hatte ich GlĂŒck und jetzt arbeite ich bei einem britischen Unternehmen, das Business-Konferenzen weltweit organisiert. Meine Chefin ist European Operations Director und ich bin ihre Assistentin. Ich habe verschiedene Aufgaben. Da arbeite ich in 3 Datenbanken, halte Kontakt mit Speakers, verteile Ressourcen fĂŒr die Veranstaltungen und beteilige mich sowohl an den deutschen als auch europĂ€ischen Konferenzen, die in Berlin stattfinden. Mir macht die Arbeit Spaß. Ich bin sehr froh darĂŒber, dass ich exakt hier mein Praktikum absolviere.

Eine Voraussetzung fĂŒr Stipendiaten ist das Leben bei einer Gastfamilie. Ich habe bei einer Gastoma gewohnt. Ihr Name ist Eva Schiebel und sie ist die waschechte Berlinerin. Man kann es sofort an ihrer Direktheit und ihrem Humor erkennen. Mit ihr hatte ich viele spannende GesprĂ€che. Sie hat fĂŒr mich sehr Vieles getan. Als Beispiel dafĂŒr kann ich anfĂŒhren, dass meine Freundinnen bei mir immer willkommen waren. Und Eva hat mir erlaubt, Sleepovers bei uns zu haben. Aber das ist nicht alles. Sie hat mir geholfen, eine selbststĂ€ndigere Person zu werden. In Georgien sind die MĂŒtter fĂŒr den Haushalt zustĂ€ndig. Darum sind Kinder mehr oder weniger von ihren Eltern abhĂ€ngig. Aber nun kann ich ein bisschen kochen, richtig bĂŒgeln, Waschmaschine benutzen, etc. Ich fĂŒhle, dass ich mit Evas Hilfe gewachsen bin. DafĂŒr werde ich ihr immer dankbar sein. Sie ist mein Familienmitglied geworden und ich hoffe, dass sie die gleichen GefĂŒhle fĂŒr mich hat.

đŸ“·đŸ“·COPERNICUS BERLIN ist nicht nur ein Verein, die fĂŒr osteuropĂ€ischen und zentralasiatischen Studierenden Stipendien vergibt. Er ist mehr. Das ist eine Familie. Genau darum hat mich dieses Programm fasziniert. Hier sind Vorsitzende nicht nur GeschĂ€ftspartner, sondern auch Familienmitglieder. Ich möchte mich bei Davit und Satik fĂŒr ihre UnterstĂŒtzung und Freundschaft bedanken. Auch jede Aktive war immer nett und hilfsbereit zu mir. Mit einem Satz kann ich sagen: ich habe die richtige Entscheidung getroffen, als ich COPERNICUS BERLIN gewĂ€hlt habe.

đŸ“·Noch ein mega cooles Geschenk von COPERNICUS BERLINwar die Auslandsreise. Im Mai haben 4 Copenicusmitglieder und 2 Personen an dem Projekt von Erasmus+ „My Business, My Chance“ teilgenommen. Wir haben Team Germany reprĂ€sentiert. Da waren ca. 30 Jugendlichen aus 5 LĂ€ndern. Wir hatten spannende Workshops und haben gelernt, was man fĂŒr die Entwicklung eines Startups braucht. Zum Schluss hat jede Gruppe ihren Businessplan erstellt und vor allen dargestellt. Neben dem Lernen haben wir viele Bekanntschaften beschlossen und die tolle Zeit genossen.

Als vorletzten Punkt meines Berichtes habe ich Maria gewĂ€hlt. Maria ist die zweite Stipendiatin in Berlin. Sie kommt aus der Ukraine und ist sehr lieb. Ich nenne sie Masha und sie ist in einem kleinen Zeitraum eine von meinen engsten Freundinnen geworden. WĂ€hrend des ganzen halben Jahres haben wir fast jeden Tag zusammen verbracht. Trotz verschiedenen Fachrichtungen haben wir zusammen in der Bibliothek gelernt. Wenn wir frei hatten, haben wir immer die AktivitĂ€ten zusammen geplant. In einer Woche werde ich sie fĂŒr eine Weile nicht sehen und ich weiß nicht wie lange ich es ohne sie aushalten werde :D . Ich bin so dankbar in meinem Leben, dass ich Masha getroffen habe. Sie ist meine Schwester, die ich nie hatte.

đŸ“·Mein Erfahrungsbericht kommt zum Ende. Zum Schluss will ich ĂŒber meine Lieblingsstadt Berlin schreiben. Seit meiner Ankunft bin ich bis ĂŒber beide Ohren in Berlin verliebt. Obwohl mein Auslandsaufenthalt in dieser Stadt nur ein halbes Jahr umfasste, bin ich mir dessen bewusst, dass ich eine ĂŒberzeugte Berlinerin bin. Berlins Mannigfaltigkeit gefĂ€llt mir besonders. Bemerkenswert fasziniert mich, dass man hier den allen Arten des Menschen begegnen kann. Dieses Multikulti weckt in mir ein solches GefĂŒhl, dass man in dieser Stadt die ganze Welt kennenlernen kann. Infolgedessen bezeichnet man Berlin als Weltstadt. Wegen dieser Eigenschaft hat Berlin eine quirlige UrbanitĂ€t. Da steppt der BĂ€r! Und dieses Merkmal erregt mein Aufsehen und daran finde ich Gefallen. Ich bin eine solche Person, die große StĂ€dte vor den kleinen bevorzugt. Berlin ist eine typische Metropole mit positiven und negativen Aspekten. Berlin ist ein Ort, wo ich mich heimisch fĂŒhle. Im ersten Monat hatte ich Sehnsucht nach Georgien. Wenn ich mich so gefĂŒhlt hatte, versuchte ich mehr in Berlin zu entdecken. Wenn ich durch die fremden Straßen streifte, verstand ich, dass Berlin mir hervorragende Gelegenheiten anbietet. Das ist die Stadt, die meine zweite Heimat ist. Ich bin die glĂŒcklichste Person auf der Erde, dass ich genau hier mit meinen 2 besten Freundinnen, mit Mariam und Masha, ein halbes Jahr erlebt habe!

 
 
 

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